Der Bundestagswahlkampf 2005 wird von wirtschafts- und sozialpolitischen Themen dominiert. Die notwendige Sanierung der Staatsfinanzen wird parteiübergreifend unter dem Schlagwort "nachhaltige Finanzpolitik" damit begründet, dass die Probleme von heute nicht in Form eines stetig wachsenden Schuldenbergs den künftigen Generationen aufgebürdet werden dürften. Dieses eingängige Prinzip der Nachhaltigkeit ist jedoch umfassender und geht davon aus, dass die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft nur durch die gleichzeitige Beachtung ökonomischer, sozialer und ökologischer Aspekte erreicht werden kann. Wer "Deutschlands Chancen nutzen" will – wie CDU und CSU ihr "Regierungsprogramm" überschrieben haben –, und wer "Vertrauen in Deutschland" hat – wie die SPD mit ihrem Wahlmanifest beteuert –, sollte den Wählerinnen und Wählern auch darüber Auskunft geben, wie die drängenden ökologischen Probleme gelöst werden können.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.