Es rührt sich zurzeit etwas in Israel. Nicht nur hat Premierminister Ariel Scharon den Abzug aus dem Gazastreifen vollzogen; nicht nur hat er aus dem innerparteilichen Debakel, welches dieser Akt zeitigte, die politische Konsequenz gezogen und ist aus dem Likud geschieden, um eine neue Parteigründung zu lancieren, sondern auch bei der gegnerischen Arbeitspartei ist Unvorstellbares geschehen: Der staatsmännisch renommierte Politprofi Schimon Peres, bei dem es zuweilen scheinen mochte, als würde er alle Aspiranten auf seine Nachfolge überleben, ist von Amir Peretz, einem nicht dem klassischen Parteiestablishment angehörenden Gewerkschaftspolitiker, aus dem Amt des Parteivorsitzenden katapultiert worden, um kraft seiner neu errungenen Machtposition die Koalitionspartnerschaft mit dem Likud aufzukündigen und vorgezogene Neuwahlen im kommenden März zu erzwingen.
Alles keine selbstverständlichen Geschehnisse. Denn ein aus den besetzten Gebieten sich zurückziehender Scharon unterwandert nicht nur sein politisches Kapital als Ziehvater, ideologischer Förderer und tatkräftiger Unterstützer der Siedlerbewegung, sondern zerstört zugleich auch, konsequent zu Ende gedacht, das, was man gemeinhin als sein eigentliches Lebenswerk anzusehen pflegt, nämlich das über Jahrzehnte beharrlich gewachsene Siedlungswerk.