Erdöl und Energie sind heute die eigentlichen Bezugspunkte jeder klassischen, interessengeleiteten Außenpolitik. Die Bundesrepublik ist von einer solchen Öl-Außenpolitik auch unter der schwarz-roten Bundesregierung weit entfernt. Dabei gibt es gute Gründe, über die Sicherung der bedeutendsten Energie für die Zukunft auch außerhalb ökologischer Diskurse einmal ergebnisoffen nachzudenken.
Denn das Tempo des Anstiegs des Ölpreises ist beängstigend. Innerhalb von nur zwei Monaten stieg der Ölpreis infolge des Atomstreits mit dem Iran um über 30 Prozent. Rohöl kostete Ende April erstmals über 75 US-Dollar; für langfristig angemessen halten Mineralölkonzerne dagegen einen Preis von etwa 40 US-Dollar je Barrel (159 Liter). BP-Deutschland-Chef Uwe Franke dürfte recht behalten: „Billig wird der Sprit nie mehr.“1
Seit Sommer 2004 steigt der Rohölpreis, nachdem er sich zuvor lange Zeit stets auf etwa 30 Dollar eingependelt hatte. Erstaunlicherweise lässt der Preisdruck die Weltwirtschaft bislang ziemlich kalt. Tatsächlich war die Situation in den 70er und 80er Jahren weit dramatischer, weil damals die Ölpreise quasi über Nacht explodierten, während sie nun über Monate langsam ansteigen. Und verglichen mit der Kaufkraft im Jahr 1986 ist Erdöl heute immer noch deutlich billiger als damals.
Bundesbankpräsident Axel Weber bleibt denn auch gelassen, wenn er auf den hohen Ölpreis angesprochen wird.