Ausgabe August 2006

Olmerts Dilemma

Eine israelische Regierung, die mit dem einzigen außenpolitischen Ziel angetreten ist, den Nahostkonflikt zu beenden, führt Krieg an zwei Fronten. Politiker, die mit dem Abzug aus fast allen besetzten Gebieten ernst machen wollen und damit ein großes politisches und persönliches Risiko eingehen, lassen Panzer in Feindesland einrücken – als Reaktion auf Raketenbeschuss und Verschleppung von Soldaten, aber mit nur geringer Hoffnung, auf diese Weise Ruhe herzustellen, von Frieden ganz zu schweigen. An der libanesischen Front kämpft Israel gegen die Hisbollah-Miliz, aber in Wirklichkeit gegen die rivalisierende Regionalmacht Iran, die ihre libanesischen Verbündeten finanziert und steuert. Da hat die Jerusalemer Regierung wenig diplomatische Optionen und sieht in unmittelbarer Reaktion auf die Hisbollah- Angriffe keine Alternative zur militärischen Aktion. Gegenüber den Palästinensern in Gaza sieht es anders aus: Hier steht die Regierung des Ministerpräsidenten Ehud Olmert unter dem Zwang, ihr großes Projekt der einseitigen Grenzziehung durch Rückzug zu rechtfertigen.

Olmert hat vor den Abgeordneten des Parlaments in Jerusalem bekundet, er sei „absolut entschlossen, die Trennung von den Palästinensern zu vollziehen und sichere Grenzen zu schaffen“.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Ukraine: Zwischen Korruption und Diktatfrieden

von Yelizaveta Landenberger

Anfang Dezember herrschte rege Pendeldiplomatie, während die Bombardierung ukrainischer Städte und die russischen Vorstöße an der Front unvermindert weitergingen. Völlig unklar ist, ob der im November bekannt gewordene US-»Friedensplan« auch nur zu einem Waffenstillstand führen kann.

Die Wehrpflicht gleicher Bürger

von Sven Altenburger

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat in Deutschland eine intensive Debatte über die Notwendigkeit einer Wehrpflicht ausgelöst. Dabei werden die ideengeschichtlichen Grundlagen der Wehrpflicht von ihren Gegnern regelmäßig verkannt, nämlich Republikanismus und Egalitarismus.