Ausgabe April 2007

AOK & Co. oder Wettbewerb nach unten

Die bundesdeutsche Gesundheitspolitik steht vor großen Herausforderungen: die Einnahmebasis der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erodiert, das Finanzierungs- und Versicherungssystem ist durch vielfältige Gerechtigkeitsdefizite gekennzeichnet, und das Gesundheitswesen weist trotz hoher Kosten Qualitätsmängel auf.

Im Bundestagswahlkampf 2005 hatten die heutigen Regierungsparteien vollmundig Maßnahmen zur Lösung dieser Probleme angekündigt. Das nun in Kraft getretene GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz wird diesem Anspruch in keiner Weise gerecht – im Gegenteil.

Im Zentrum der Reform steht die Finanzierung der GKV und mit ihr der neue Gesundheitsfonds, der zum 1. Januar 2009 eingeführt werden soll. Er wird von den Koalitionsparteien als Instrument zur Lösung der einschlägigen Probleme präsentiert. Tatsächlich aber stellt er lediglich ein Instrument dar, das zu einem späteren Zeitpunkt – in Abhängigkeit von den politischen Kräfteverhältnissen – die Einführung einer Kopfpauschale oder einer Bürgerversicherung erleichtern soll. Darin liegt denn auch sein wichtigster Zweck.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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