Spätestens seit dem Ende des Ersten Weltkriegs steht und fällt die kapitalistische Industrialisierung mit der Verfügbarkeit von Öl. Wenn jedoch derzeit über die Reichweite der weltweiten Erdölvorkommen diskutiert wird, dann zumeist auf Grundlage sehr optimistischer Schätzungen. Diese werden überwiegend von der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris erstellt, die sich wiederum auf Daten der US-amerikanischen Bundesbehörde für geologische Studien stützt.1 Dabei lassen sich bereits heute am Marktverhalten Entwicklungen ablesen, die diesen offiziellen Daten von Grund auf widersprechen.
Im Zentrum der Auseinandersetzung steht dabei die Peak-Oil-Theorie. Peak Oil, auf Deutsch: der Erdölgipfel bzw. das Fördermaximum, bezeichnet den Zeitpunkt, ab dem die Gesamtförderung von Öl ihr Maximum erreicht, um anschließend stetig abzunehmen. Nun lässt sich am Marktverhalten zeigen, dass spätestens seit 2005 die Peak-Oil-Theorie zumindest von der Ölindustrie als Gegebenheit betrachtet wird. Während die Märkte über einen Informationsvorsprung verfügen, wird dagegen in der Öffentlichkeit Peak Oil immer noch als eine zweifelhafte und unbewiesene Theorie wahrgenommen. Dies verhindert nicht nur die dringend notwendige Debatte über die drohenden wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen.