Ausgabe März 2008

Kenia: Von der Wahlfälschung zum Bürgerkrieg

In Kenia hat sich die Lage auch zwei Monate nach der Präsidentschaftswahl Ende Dezember 2007 noch nicht beruhigt. Die Proteste der Anhänger Raila Odingas gegen die offenkundige Wahlfälschung, auf deren Basis sich Mwai Kibaki erneut als Präsident des Landes vereidigen ließ, reißen nicht ab. Mit großer Gewalt gehen die Sicherheitskräfte gegen die Opposition vor; Schätzungen zufolge wurden bei den Auseinandersetzungen bereits über 1000 Menschen getötet.

Was aber sind die tiefer liegenden Hintergründe der in den hiesigen Medien oft als „Stammeskrieg“ rezipierten Konfrontation? Um diese Frage zu beantworten, muss man über den medial dominanten „ethnischen Blick“ hinausgehen, der ausschließlich auf den ethnischen Kontext der aktuellen Kämpfe abstellt, und nach den Interessen und sozialen Gegensätzen fragen, die sich in Kenia seit der Kolonialzeit ausgebildet haben.

Hintergrund des Konflikts sind nämlich nicht zuletzt die Folgen der Etablierung des modernen Staates, die auch in Kenia nur ein anderes Wort für den Aufbau der britischen Kolonialherrschaft war. Zuvor hatte es hier, abgesehen von der Küstenregion, keine zentralisierte Staatlichkeit gegeben.

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema