Die Entführung des französischen Dreimasters Le Ponant vor der Küste Somalias hat auf spektakuläre Weise demonstriert, dass ein von vielen Menschen tot geglaubtes Phänomen ausgesprochen lebendig ist – die Piraterie. Seit Menschen zur See fahren, werden ihre Schiffe angegriffen, die Ladungen gekapert, Besatzungen bedroht, entführt und umgebracht. Und auch im 21. Jahrhundert stellen bewaffnete Überfälle auf Schiffe sowie Entführungen und Handel mit gestohlenen Gütern eine erhebliche Bedrohung der maritimen Sicherheit dar. Die Tatsache, dass derartige Angriffe sich nicht von solchen unterscheiden, die auf Transportwegen auf dem Land ausgeübt werden, hält Menschen jedoch keineswegs davon ab, Piraterie zu romantisieren. Heroische Sagen, Geschichten und Kinofilme zeugen bis heute davon.
Ein weit wichtigeres Merkmal von Piraterie ist jedoch, dass sie unweigerlich verwoben ist mit der Macht, den Interessen und Strategien von Staaten: Diese haben seit jeher Piraterie aktiv unterstützt – wenn nicht ihre eigene Instabilität von Piraten zu deren Zwecken ausgenutzt wurde. Bereits in der Antike gab es Piraten; ab dem 14. Jahrhundert beauftragten dann mächtige Staaten wie Großbritannien, Frankreich, Spanien oder die Niederlande mit sogenannten Kaperbriefen privat geführte Schiffe, um die Boote ihrer Rivalen angreifen und ausrauben zu lassen.