Die Musikindustrie befindet sich seit geraumer Zeit in einer tiefen Krise und Umstrukturierung, die vor allem durch neue Formen des Musiktauschs und -kaufs via Internet geprägt wird. Die vormals mächtigen Musikkonzerne sind bis heute nicht Treiber, sondern Getriebene dieser Entwicklung, auf die sie spät und zögerlich reagiert haben. Warum haben sie sich mit dem Internet so schwer getan, die Dimensionen des damit einhergehenden Umbruchs unterschätzt und deren Wirkungen einzudämmen versucht, anstatt die Herausforderung frühzeitig anzunehmen und sich schnell und umfassend neu zu positionieren?
Zur Beantwortung dieser Frage reicht es nicht, dem Management der Konzerne pauschal Versagen vorzuwerfen. Es sind vielmehr allgemeine Schwierigkeiten des Umgangs mit neuen Technologien und hausgemachte Probleme, die dazu geführt haben, dass die Musikkonzerne im Zuge der Neustrukturierung ihres Geschäfts an Macht und Handlungsfähigkeit eingebüßt haben.
Eine erste Schwierigkeit lässt sich als Antizipationsproblem bezeichnen. Ende der 90er Jahre konnten zumindest technologisch aufgeschlossene Mitarbeiter der Musikunternehmen und Verbandsvertreter erkennen, dass das Internet für die Branche zu einer größeren Herausforderung werden würde.