Ausgabe August 2009

Vom Bauernkind zur Globalisierungskritikerin

Habermas, Dahrendorf, Enzensberger – während zuletzt viel über die männlichen Gallionsfiguren des Jahrgangs 1929 geschrieben wurde, erfährt die Rolle der Frauen aus dieser Generation vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit. Dabei gibt es, wie das Beispiel von Maria Mies zeigt, ausgesprochen bemerkenswerte Repräsentantinnen. Ihre politisch bewegte und, wie sie selbst meint, immer wieder von Glück bestimmte Lebensgeschichte, die sich in so eklatanter Weise von den typischen Kathederbiographien ihrer männlichen Altersgenossen unterscheidet, liegt jetzt in Form einer Autobiographie vor.

1931 auf einem Bauernhof in der Eifel geboren und aufgewachsen, ging Maria Mies mit Anfang 30 als Deutschlehrerin nach Indien. Zehn Jahre später wurde sie Hochschullehrerin an der neu gegründeten Kölner Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 1979 bis 1981 baute sie in Den Haag den ersten Studiengang im Fach Women’s Studies auf. Seither publiziert sie ihre Bücher über den Umgang mit den Kleinbäuerinnen in den Ländern des Südens oft zuerst auf Englisch – wie etwa 1983 zusammen mit Vandana Shiva, der bekannten indischen Globalisierungskritikerin, das Buch „Ökofeminismus.“ Nicht zuletzt durch dieses Buch ist Maria Mies als Autorin unter den jungen Aktivistinnen in den Ländern des Südens weithin bekannt.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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