Habermas, Dahrendorf, Enzensberger – während zuletzt viel über die männlichen Gallionsfiguren des Jahrgangs 1929 geschrieben wurde, erfährt die Rolle der Frauen aus dieser Generation vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit. Dabei gibt es, wie das Beispiel von Maria Mies zeigt, ausgesprochen bemerkenswerte Repräsentantinnen. Ihre politisch bewegte und, wie sie selbst meint, immer wieder von Glück bestimmte Lebensgeschichte, die sich in so eklatanter Weise von den typischen Kathederbiographien ihrer männlichen Altersgenossen unterscheidet, liegt jetzt in Form einer Autobiographie vor.
1931 auf einem Bauernhof in der Eifel geboren und aufgewachsen, ging Maria Mies mit Anfang 30 als Deutschlehrerin nach Indien. Zehn Jahre später wurde sie Hochschullehrerin an der neu gegründeten Kölner Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 1979 bis 1981 baute sie in Den Haag den ersten Studiengang im Fach Women’s Studies auf. Seither publiziert sie ihre Bücher über den Umgang mit den Kleinbäuerinnen in den Ländern des Südens oft zuerst auf Englisch – wie etwa 1983 zusammen mit Vandana Shiva, der bekannten indischen Globalisierungskritikerin, das Buch „Ökofeminismus.“ Nicht zuletzt durch dieses Buch ist Maria Mies als Autorin unter den jungen Aktivistinnen in den Ländern des Südens weithin bekannt.