Ausgabe Juni 2010

Bürgerkrieg in Bangkok

Mitte Mai setzte die thailändische Regierung von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva endgültig auf Gewalt. Die Anhänger der „Vereinigten Front für Demokratie und gegen Diktatur“ – kurz „Rothemden“ genannt – hatten in Bangkok über zwei Monate lang demonstriert und das öffentliche Leben lahmgelegt. Um die Besetzung des Geschäftsviertels in der Hauptstadt zu beenden, ging Abhisit nun zur Gewalt über und setzte das Militär gegen die Demonstranten ein, die er in schrillen Tönen als „Terroristen“ bezeichnete. Allein an dem Wochenende nach dem 13. Mai, an dem ein Anführer der Rothemden von einem Scharfschützen erschossen worden war, starben 35 Menschen, über 240 wurden verletzt. Die Rufe der „Roten“ nach einer Vermittlung durch die UNO verhallten derweil ungehört. Wie konnte es zu dieser Eskalation kommen?

Seit dem Militärputsch im Jahre 2006 gegen den damaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra ist Thailand zutiefst gespalten. Nachdem 2006 und 2008 zunächst die „Volksallianz für Demokratie“ (bzw. „Gelbhemden“) und 2009 schließlich die Rothemden Massenaufmärsche organisierten, erreichten die jüngsten Proteste eine neue Schärfe.

Die zentrale Forderung der Rothemden, unter denen sich viele Anhänger Thaksins befinden, ist die Auflösung des Parlaments.

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.

Vom kleinen zum großen Bruder

von Ulrich Menzel

Wenige Tage vor der Winterolympiade 2022 in China reiste Wladimir Putin zu einem Gipfeltreffen mit Staatschef Xi Jingping nach Peking, um Rückendeckung für die geplante Invasion der Ukraine zu bekommen, die er nur drei Wochen später beginnen sollte. Am 4. Februar 2022 verkündeten Putin und Xi in einer gemeinsamen Erklärung die „grenzenlose Freundschaft“ ihrer beiden Länder in der Auseinandersetzung mit dem „absteigenden Westen“.