Die Legitimationskrise der iranischen Theokratie
Seit dem Sommer letzten Jahres steckt die Islamische Republik Iran in ihrer bisher größten Legitimationskrise. Aus den Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni 2009 ging Mahmud Ahmadinedschad als Sieger hervor – so behauptet es jedenfalls die amtierende Regierung und mit ihr die höchste religiös-politische Instanz des Landes, Ayatollah Ali Khamenei. Die Opposition hingegen sagt das Gegenteil. Ihrer Meinung nach ist Mir Hussein Mussawi der Sieger der Wahl und Irans rechtmäßiger Präsident.
Dass die Wahl gefälscht wurde, ist jedoch längst nicht mehr der einzige Vorwurf der Opposition. Die Kritik reicht viel tiefer und betrifft auch nicht mehr nur Ahmadinedschad. Sie zielt auf das eigentliche Staatsoberhaupt der iranischen Theokratie. Iran wird hier deshalb als Theokratie bezeichnet, weil das Regime selbst sich als Gottesherrschaft versteht. In den Augen der Theoretiker dieses System, die zurzeit an der Macht sind, wird die Staatsgewalt von einer Person ausgeübt, die von Gott selbst erwählt ist. Dieser Mann ist Ali Khamenei.
Der Vorwurf, den ihm die Opposition macht, ist der schlimmste, der im schiitischen Kontext erhoben werden kann: dass seine Herrschaft ungerecht sei. Insofern greift es viel zu kurz, die „grüne Bewegung“ ausschließlich als Freiheitsbewegung zu apostrophieren, wie es gegenwärtig in den Medien regelmäßig geschieht.