Ausgabe Dezember 2010

Arbeitskampf oder Korporatismus

Der konjunkturelle Tiefpunkt ist kaum überschritten, noch sind die sozialen Folgen der globalen Finanzkrise nicht annähernd absehbar, da scheint einer der großen Verlierer bereits festzustehen: die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung. Das jedenfalls ist der Tenor einer internationalen Debatte unter namhaften Forschern im Feld der Arbeitsbeziehungen. Ihre Antwort auf die Frage, ob es im Gefolge des globalen Desasters zu einer Stärkung der Gewerkschaften kommen könne, lautet: Nicht jetzt, nicht in dieser Krise![1]

Im Grunde vermag dieser Befund kaum zu überraschen. Dass Gewerkschaften gerade in Krisensituationen ihre Positionen eher durch Verhandlungen und Mitsprache abzusichern trachten, anstatt den offenen Konflikt mit den ökonomischen und politischen Eliten zu suchen, wusste schon Rosa Luxemburg.[2] Denn ökonomische Krisen mit hoher Arbeitslosigkeit lassen die wichtigsten gewerkschaftlichen Machtressourcen erodieren: die Kontrolle über Arbeitsmärkte und Produktionsprozesse. In solchen Situationen neigen die gewerkschaftlichen Führungsgruppen dazu, vom Staat und den Kapitalverbänden Zugeständnisse einzutauschen, indem sie sich als kooperative Krisenmanager bewähren.

Dass dies ein Ausdruck von Schwäche ist, scheint jedoch auf den ersten Blick wenig plausibel.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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