Auch wenn die endgültigen Ergebnisse erst im Februar veröffentlicht werden: Mit dem Referendum vom 9. Januar d.J. dürfte der Südsudan sich mit überwältigender Mehrheit für die nationale Unabhängigkeit entschieden haben. Die offizielle Staatsgründung ist für Juli zu erwarten. Damit wird der fünfjährige Friedensprozess, mit dem der lang anhaltende Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd beendet wurde, auf eine nur als historisch zu bezeichnende Weise besiegelt. Der Sudan verliert ein Drittel seines Territoriums, und im Süden entsteht ein neuer, wenn auch schwacher Staat, der 54. in Afrika.
Tatsächlich handelt es sich um eine bemerkenswerte Wendung: Der international isolierte sudanesische Präsident Omar al-Baschir, gegen den ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs vorliegt, hat nun selbst, allen Widerständen im Lande zum Trotz, die friedliche Loslösung des Südens ermöglicht. Gewiss, theoretisch war ein Votum der Südsudanesen für den Verbleib im Gesamtsudan möglich. Nur tatsächlich erwartet hat dies niemand. Auch die Regierung in Khartum ging stets davon aus, dass die Südsudanesen sich für die Sezession, für einen eigenen Staat entscheiden würden. Staatspräsident al-Baschir und seine Regierung wiederholten im Vorfeld jeden Tag aufs Neue, dass sie das Ergebnis des Referendums respektieren würden.