Ausgabe Juli 2011

Russischer Winter im arabischen Frühling

Während die NATO Krieg gegen Gaddafi führt, eskaliert Syriens Diktator Assad den Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Als dem UN-Sicherheitsrat Mitte Juni endlich eine Resolution vorgelegt wurde, welche die Gewaltanwendung verurteilte, sprach sich eine Vetomacht entschieden gegen deren Annahme aus, nämlich Russland.

Dass Moskau Assad die Stange hält, verwundert nicht, schließlich ist Syrien inzwischen der letzte Verbündete Moskaus in der Region. Im Land leben allein 30 000 russische Ehefrauen und Kinder von Syrern, die einst in der Sowjetunion studierten. Vor allem aber unterhält Russland seit 1971 in der Hafenstadt Tartus seine letzte Basis „im ferneren Ausland“, die 2010 vertraglich noch einmal aufgewertet wurde. Diesen letzten Trumpf will Moskau auf keinen Fall riskieren.

Das liegt auch darin begründet, dass Russland durch die Umwälzungen in der arabischen Welt bereits gewaltige Einfluss- und Einnahmeverluste erlitten hat, was zu innenpolitischen Kontroversen über den richtigen außenpolitischen Kurs geführt hat. Hinzu kommt, dass am 11. März 2012 die fünfte postsowjetische Präsidentschaftswahl ansteht, die politisch wie ökonomisch mit den Geschehnissen in Nahost eng verquickt ist.

Putin vs.

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