Ausgabe Mai 2013

Der große Raub

Landnahme im 21. Jahrhundert

Bild: Thomas Vogel / istockphoto

„Kaufen Sie Land. Es wird keins mehr gemacht.”
Mark Twain

In die Höhe schießende Getreidepreise und Ängste vor einer Nahrungsmittelknappheit haben weltweit einen Run auf Land ausgelöst. Scheichs vom Golf, chinesische Staatskonzerne, Spekulanten von der Wall Street, russische Oligarchen, indische Mikrochip-Milliardäre, Weltuntergangsfatalisten, Missionare aus dem Mittelwesten und Hedgefonds-Manager aus der Londoner City – sie alle suchen unseren Globus nach billigem Grund und Boden ab, um ihre Landsleute zu ernähren, ihre eigenen Profite zu steigern oder um etwas für ihr gutes Gewissen zu tun. Flächen von der Größe kleiner Staaten wechseln zum Spottpreis die Besitzer. Ich glaube, dass Landnahme in den nächsten Jahrzehnten für immer mehr Menschen eine größere Bedeutung haben wird als selbst der Klimawandel. Dieser neue Landrausch scheint sich zunehmend zu einer Vereinnahmung der letzten Naturgebiete dieser Erde, zu einem letzten Angriff auf die noch existierenden Allgemeingüter zu entwickeln. Einen großen Teil der Schuld an solchen Fehlentwicklungen tragen diejenigen, die das Land fortgeben. Afrikanische Regierungen beispielsweise, die jahrelang die Landwirtschaft ihrer Länder vernachlässigt haben, sind nun plötzlich ganz wild auf Investitionen.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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