Warum grün zu sein heute links sein bedeutet
Wir leben in einer „vollen Welt“. Das war schon vor längerer Zeit der Befund des US-Ökonomen Herman Daly. Er meinte damit, dass die Welt des Menschen mittlerweile die natürlichen Kreisläufe prägt.[1] In früheren Jahrhunderten, in der „leeren Welt“, war das noch anders. Was die einen taten, war für die Menschen auf anderen Kontinenten in ökologischer Hinsicht ohne Bedeutung. Heute ist dagegen jeder Zuwachs zugleich ein Rückgang, jeder Nutzen ein Schaden an anderer Stelle. Deshalb, so Dalys Schlussfolgerung, ist der Grenznutzen des Wachstums tendenziell null und kann sogar negativ werden, wenn die angerichteten Schäden den gestifteten Nutzen übersteigen. Daly nennt das „unökonomisches Wachstum“ und ist mit diesem Begriff leider eine Ausnahme geblieben. Denn meistens gilt immer noch, was Kenneth Boulding, ein anderer Begründer der ökologischen Ökonomie, schon vor 40 Jahren feststellte: „Wer glaubt, dass in einer endlichen Welt immerwährendes Wachstum möglich sei, ist entweder ein Verrückter oder ein Ökonom.“[2]
Trotz aller Gefangenheit im Wachstumscredo dämmert allmählich selbst einigen hartnäckigen Verfechtern freier Märkte, dass die Ökonomie erstmals unter dem Dach umfassender Größenbeschränkungen zu denken ist.