Ausgabe Januar 2014

Große Koalition zum Dritten: Schluss mit Agenda

Nach langwierigen Verhandlungen und einer beispiellosen SPD-Mitgliederbefragung ist sie nun tatsächlich Realität, die dritte große Koalition. Doch die Debatte über Pro und Contra geht weiter, mit Beiträgen der »Blätter«-Mitherausgeber Rudolf Hickel und Detlef Hensche sowie des Ex-Staatssekretärs und UNCTAD-Chefökonomen Heiner Flassbeck.

Kein Zweifel, dieser Koalitionsvertrag gehört zu den umstrittensten der letzten Jahrzehnte. Zudem kennzeichnet ihn ein besonderes Spezifikum: Die Kritik kommt von allen Seiten.

Die Wirtschaftsverbände laufen Sturm. Sie haben bisher kein armutsfestes Konzept zur Altersvorsorge vorgelegt; gleichzeitig blockieren sie aggressiv die Lösung der Umweltfrage. Und doch beklagen sie jetzt heuchlerisch die mangelnde Zukunftsfähigkeit des Vertrags für künftige Generationen. Aber auch die künftigen Oppositionsparteien üben umfassende Kritik. Speziell die Linkspartei, die sich zu Recht im Wahlkampf mit weiterreichenden Forderungen im Kampf gegen Arbeits- und Altersarmut gegen die SPD profiliert hatte, wundert sich jetzt darüber, dass Letztere ihre For­derungen nicht übernommen hat. Die Kritik der Grünen fällt dagegen auffällig zurückhaltend aus; sie bezieht sich vor allem auf die Förderung von Kohlekraftwerken.

Doch auch innerhalb der Koalitionsparteien ist die Einschätzung durchaus kontrovers.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Politik vor Recht: Die Aushöhlung der liberalen Demokratie

von Miguel de la Riva

Als der FPÖ-Chefideologe und heutige Parteivorsitzende Herbert Kickl im Januar 2019 in einem ORF-Interview darauf angesprochen wurde, dass seine Asylpläne an die Grenzen von EU-Recht, Menschenrechtskonvention und Rechtsstaat stoßen, antwortete der damalige österreichische Innenminister, „dass das Recht der Politik zu folgen hat und nicht die Politik dem Recht“.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.