Ausgabe Dezember 2014

Schuld ohne Sühne

Jeder wirtschaftliche Zusammenbruch bringt die Forderung nach einem Schuldenerlass hervor. Die zur Rückzahlung von Krediten benötigten Einnahmen sind verschwunden, und die als Sicherheiten hinterlegten Vermögenswerte haben an Wert verloren. Die Gläubiger verlangen ihr Pfund Fleisch; die Schuldner fordern lautstark Entlastung.

Man betrachte etwa die aus Occupy hervorgegangene Organisation Strike Debt, nach eigener Beschreibung „eine landesweite Bewegung von Schuldenverweigerern, die für wirtschaftliche Gerechtigkeit und demokratische Freiheit kämpft“. Sie argumentieren, dass die Menschen „angesichts stagnierender Löhne, struktureller Arbeitslosigkeit und Einschnitten bei den öffentlichen Dienstleistungen“ gezwungen werden, sich zu verschulden, um grundlegendste Lebensnotwendigkeiten zu erwerben, was dazu führt, dass sie „ihre Zukunft den Banken preisgeben“.

Eine der Initiativen von Strike Debt, das sogenannte „Rolling Jubilee“, sammelt Geld, um Schulden aufzukaufen und zu tilgen – ein Prozess, den die Organisation als „kollektive Verweigerung“ bezeichnet. Der Fortschritt der Gruppe ist beeindruckend: Sie hat bereits mehr als 700 000 US-Dollar aufgebracht und damit Schulden im Wert von fast 18,6 Mio. Dollar getilgt.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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