Ausgabe November 2015

Geschäftsmodell Privatschule

Der selbstverschuldete Niedergang des öffentlichen Bildungswesens

Unter den vor Krieg und Verfolgung hier schutzsuchenden Menschen sind auch viele Kinder, die möglichst schnell Deutsch lernen und in die normalen Schulen integriert werden sollen. Um ihnen eine gute Bildung zukommen zu lassen, braucht es nach Schätzung der GEW Zehntausende neue Pädagoginnen und Pädagogen sowie psychologisch geschultes Fachpersonal.[1] Dafür allerdings wäre ein Sonderprogramm nötig, denn viele Bundesländer schaffen es schon jetzt kaum noch, ihre Regelschulen ausreichend auszustatten. Dagegen wehren sich gemeinsam mit Finanzminister Wolfgang Schäuble vor allem Baden-Württemberg und Bayern, die an der Länderhoheit in Bildungsfragen unbeirrt festhalten – zu Lasten der hier lebenden Kinder.[2]

Denn das staatliche Regelschulsystem bedarf schon längst einer umfangreichen Auffrischungskur, beim Personal wie bei der Infrastruktur. Zunehmend verliert es deshalb seinen Rückhalt: Mehr als die Hälfte der Eltern schulpflichtiger Kinder würde sie laut einer Forsa-Umfrage an einer Privatschule anmelden, wenn das Schulgeld dem nicht im Wege stünde.[3] Immer häufiger kehren diejenigen, die es sich leisten können, dem staatlichen Schulsystem den Rücken, weil es dort an Ressourcen mangelt – und sorgen so mit dafür, dass die staatlichen Schulen unattraktiver werden.

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