
Bild: US-Präsident Joe Biden auf dem Coast Guard Academy Cadet Memorial Field in New London / Connecticut, 19.5.2021 (IMAGO / ZUMA Wire)
US-Präsident Joe Biden möchte die Welt glauben machen, die Vereinigten Staaten wandelten sich, und zwar grundlegend. Die amerikanische Obsession mit Krieg sei vorbei, verkündete er im vergangenen Oktober der UN-Generalversammlung. Die Vereinigten Staaten würden jetzt nach vorne blicken und militärische Macht nicht länger als „die Lösung für jegliches Problem weltweit“ betrachten. Im Kern bestand die Botschaft des Präsidenten in dem Eingeständnis, dass die Vereinigten Staaten in den vergangenen Jahrzehnten Gewalt nicht als Ultima Ratio verstanden haben. Ganz im Gegenteil: Freizügiger Gewalteinsatz ist geradezu ein Markenzeichen amerikanischer Staatskunst geworden, und zwar so sehr, dass Worte wie endless war oder „Dauerkriege“ (forever wars) mittlerweile zum Alltag politischer Diskurse zählen. In der neuen Ära, deren Anbruch Biden verkündete, würden die Vereinigten Staaten, obwohl ihre Weltführungsrolle wichtig bliebe, „nicht nur mit dem Beispiel unserer Macht“ führen, sondern – sagte er – „durch die Macht unseres Beispiels“.
Angenommen, der Präsident ist davon überzeugt, was er da sagte.