
Bild: Ferdinand Bongbong Marcos Jr. auf einer Wahlkampfveranstaltung für seine Präsidentschaftskandidatur in einer Sportarena in Valenzuela City, Metro Manila/Philippinen, 11.2.2022 (IMAGO / NurPhoto)
Die Philippinen werden derzeit an eines der dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte erinnert. Denn bei der Präsidentschaftswahl am 9. Mai strebt mit Ferdinand Marcos junior, genannt „Bongbong“, der einzige Sohn des gleichnamigen ehemaligen Diktators nach der politischen Macht im Land. Rund zwanzig Jahre hatte Marcos senior ab 1965 den Inselstaat autoritär beherrscht, bis ihn Ende Februar 1986 ein friedlicher Aufstand des Volkes stürzte. Tausende Menschen zogen damals in Protestmärschen durch die Straßen des Landes, insbesondere der Hauptstadt Manila. Vor allem die Jungen – Studierende, Jugendliche und Kinder – traten lächelnd und mit Blumen in der Hand Panzern und Soldaten entgegen. Die nach der „Epifanio de los Santos Avenue“, der Hauptverkehrsader Manilas, benannte EDSA-Revolution verlief gewaltlos. Nun aber, keine vierzig Jahre später, hat ausgerechnet Marcos junior ernsthafte Chancen auf den Wahlsieg.
Um die Bedeutung dieser Entwicklung zu ermessen, lohnt ein Blick zurück: Als Ferdinand Marcos senior 1965 zum Präsidenten gewählt wurde, galt das Land als demokratischer Vorzeigestaat Asiens. Die Philippinen besaßen eine vergleichsweise hohe Alphabetisierungsquote, die Wahlen verliefen regulär, Kongress und Verfassungsgerichtshof waren funktionsfähig. Zugleich aber litt das Land unter Arbeitslosigkeit und Korruption innerhalb der Regierung. Diesen enormen wirtschaftlichen Herausforderungen widmete sich Marcos als neu gewählter Präsident.