Wie Russland den Wirtschaftskrieg verliert

Bild: Wladimir Putin in Teheran, 19.7.2022 (IMAGO/ITAR-TASS)
Immer wieder ist derzeit Folgendes zu hören: Die Sanktionen wirken nicht wie gewünscht, sie schaden uns mehr als Russland. Moskau fahre im Wirtschaftskrieg besser als der Westen und werde viel länger durchhalten, als wir das könnten. Tatsächlich aber ist diese Erzählung auch Teil eines Propagandakrieges. Wladimir Putin und sein Regime setzen darauf, dass der Westen einen längeren Wirtschaftskrieg nicht aushält und klein beigeben wird. Die westliche Einheitsfront werde nicht halten, einige Länder würden ausscheren – allen voran Deutschland, weil es mental, intellektuell und ökonomisch keiner halbwegs ernsthaften Konfrontation gewachsen sei.
Noch nie zuvor gab es eine derartige Blockade gegen ein großes und in die Weltökonomie so stark integriertes Land. Russland ist nicht vergleichbar mit Kuba oder dem Iran, die in der globalen Wirtschaft keine Rolle spielen. Und nach den ersten Monaten der Sanktionen lässt sich Folgendes sagen: Sie wirken, treffen aber erwartungsgemäß nicht nur Russland, sondern auch andere Länder und Regionen der Welt, auch am Konflikt unbeteiligte. Allerdings sind die Sanktionen seit Kriegsbeginn zwar immer weiter verschärft worden, doch bis heute lückenhaft und unvollständig, weil sich einige westliche Länder radikale Embargos gegen die wichtigsten russischen Exportgüter wie Gas und Öl (noch) nicht leisten können oder wollen.