Ausgabe März 2023

Gewalt schlägt Recht?

Die Allianz der Autokraten und der Kampf um die neue Weltordnung

Der russische Präsident Wladimir Putin mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Samarkand, Usbekistan, 16.9.2022 (IMAGO / SNA / Sergej Bobylev)

Bild: Der russische Präsident Wladimir Putin mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Samarkand, Usbekistan, 16.9.2022 (IMAGO / SNA / Sergej Bobylev)

François Hollande erlebte während seiner Amtszeit als französischer Präsident (von 2012 bis 2017) die Maidan-Revolution von 2014, die anschließende völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und die Gründung zweier selbsternannter „Volksrepubliken“ in den Oblasten Luhansk und Donezk. Gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel handelte der sozialistische Politiker auf westlicher Seite das Minsker Abkommen von 2015 aus, das für einige Zeit einen fragilen Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland etablieren half. Im Rahmen des Normandie-Formats verhandelten Merkel und Hollande wiederholt mit dem damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko und Kreml-Chef Wladimir Putin. Der vorliegende Text basiert auf einer Rede Hollandes an der Université Paris-1 Panthéon-Sorbonne und wurde im Original zuerst von der Zeitschrift „Le Grand Continent“ (www.legrandcontinent.eu) veröffentlicht. Die Übersetzung aus dem Französischen stammt von Thomas Greven und Steffen Vogel.

Das Jahr 2023 hat mit der Aussicht auf einen langen Konflikt auf dem europäischen Kontinent begonnen. Hauptprotagonist ist eine Nuklearmacht, deren Präsident Wladimir Putin sich bis an die Grenze des Erträglichen widersprüchlich ausdrückt und verhält – und der das Risiko einer Eskalation einzugehen bereit ist, von der die Welt das Schlimmste befürchten muss.

»Blätter«-Ausgabe 3/2023

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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