
Bild: Enrico Letta (), Elly Schlein, die neue Vorsitzende der Partito Democratico und Stefano Bonaccini (Präsident der Region Emilia-Romagna) auf dem Parteitag der Partito Democratico in Rom, 12.3.2023 (IMAGO / ZUMA Wire)
Sie haben uns nicht kommen sehen.“ Verschmitzt lächelt Elly Schlein, als sie am Abend des 26. Februar vor ihre Anhänger tritt, kurz nachdem feststeht, dass sie zur neuen Vorsitzenden des Partito Democratico (PD) gewählt worden ist – der wichtigsten linken Oppositionspartei in Italien. In der Tat ist ihr Sieg gegen den im Vorfeld klar favorisierten Mittbewerber Stefano Bonaccini ein veritabler Paukenschlag – einer, der Schlein gleich zu drei Rekorden verhilft. Erstmals wird eine Frau zur Chefin des PD, und damit erstmals überhaupt auch einer italienischen Partei links der Mitte. Mit 37 Jahren ist sie zudem die jüngste Vorsitzende in der Geschichte der Partei. Und schließlich wurde da eine Frau zur Nummer eins des PD gekürt, die der Partei bis zum Dezember 2022 noch nicht einmal angehört hatte. Sie erwarb ihr Parteibuch just einen Tag, bevor sie ihre Kandidatur für den Spitzenjob bekannt gab.
Was sie sich da vorgenommen hatte, war ein Husarenstück. Bonaccini galt eindeutig als gesetzt, sowohl bei fast allen politischen Beobachtern als auch bei den Meinungsforschern, die ihm einen haushohen Vorsprung prognostizierten. Schließlich ist er ebenso tief in seiner Partei wie in seiner Heimatregion verwurzelt. Der Mittfünfziger, Sohn eines LKW-Fahrers und einer Arbeiterin aus der Provinz Modena in der Emilia-Romagna, der Herzkammer der italienischen Linken, begann als 20jähriger seine politische Karriere noch in der Kommunistischen Partei.