
Bild: Silvio Berlusconi vor dem Palazzo Chigi in Rom, 17.5.2006 (IMAGO / ZUMA Wire / Massimo Di Vita)
Die Aussicht auf Krankheit und Tod hat das Leben von Silvio Berlusconi wie ein Gespenst begleitet, besser gesagt, wie ein unaussprechliches Doppel, das er von sich fernhalten und mit allen Mitteln zu bannen suchte: beginnend mit seinem illusorischen Optimismus ewiger Jugend, über die Schönheitschirurgie bis hin zur Konstruktion eines eigenen monumentalen Grabmals im Garten seiner Villa in Arcore. Dieses Gespenst war wahrscheinlich, wie man in der Psychoanalyse sagen würde, sein Fundamentalphantasma, die verdrängte Obsession, die alles andere bewegte, ein Energieerzeuger auf abstürzendem Grund. Doch alle Menschen wissen, und auch Berlusconi kam nicht umhin zu wissen, dass jenes Gespenst, wie auch immer sein Einfluss auf unser Unbewusstes sein mag, früher oder später dazu bestimmt ist, sich zu materialisieren. Die letzte Stunde kommt für alle, für Berlusconi schlug sie am 12. Juni. Eine politische Vita, die eine Epoche geprägt hat, endete, ohne dass auch nur eine der großen Fragen gelöst wäre, die sie in einem nach ihrer Vorstellung und zu ihrem Ebenbild geformten Land aufgeworfen hat.
Nur um sechs Monate verpasste Berlusconi den dreißigsten Jahrestag seines legendären „Gangs auf das Spielfeld“[1] der Politik am 26. Januar 1994. Er ist für das kollektive Gedächtnis zu jenem periodisierenden Ereignis geworden, das die Grenze zwischen der (sogenannten) ersten und der (sogenannten) zweiten italienischen Republik markiert.