Ausgabe Februar 2024

UNO: Nachhaltig bedeutungslos

Flagge der Vereinten Nationen, New York City, 18.9.2023 (IMAGO / photothek / Thomas Trutschel)

Bild: Flagge der Vereinten Nationen, New York City, 18.9.2023 (IMAGO / photothek / Thomas Trutschel)

In der Dezember-Ausgabe würdigte »Blätter«-Redakteur Ferdinand Muggenthaler die Menschenrechte trotz aller Widersprüche als herausragenden Bezugspunkt für eine Weltpolitik, die mehr ist als ein chaotischer Machtkampf zwischen Staaten, internationalen Konzernen und kriminellen Kartellen. Der Soziologe Albert Denk hält dagegen zumindest deren Urheberin, die Vereinten Nationen, heute für überholt.

Nicht nur die Menschenrechte, sondern auch deren Urheberin, die Vereinten Nationen, befinden sich gegenwärtig in schwerer See.[1] Wie wenig entscheidende Mitgliedstaaten die Organisation heute noch ernst nehmen, offenbarte die UN-Generalversammlung im vergangenen September. Obwohl die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats allesamt in den Krieg in der Ukraine zumindest als Informations- und Waffenlieferanten involviert sind, schickte nur ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats – die USA – seinen Staatschef. Die Staatsoberhäupter der vier anderen Sicherheitsratsmitglieder waren bei der Generalversammlung abwesend (China, Frankreich, Russland und das Vereinigte Königreich). Emmanuel Macron bevorzugte etwa ein Treffen mit dem durch Erbfolge bestimmten Monarchen Englands.

Die Vereinten Nationen sind ganz offensichtlich nicht mehr das Forum, in dem die zentrale Frage nach Krieg und Frieden entscheidend verhandelt wird.

»Blätter«-Ausgabe 2/2024

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

80 Jahre UNO: Auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit?

von Jan Eijking

Am 24. Oktober feiern die Vereinten Nationen ihr 80. Jubiläum – doch Anlass zum Feiern gibt es kaum. Das UN-System befindet sich in einem bespiellos schlechten Zustand. In der aktuellen Krise zeigen sich strukturelle Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der UN ziehen.

Haiti: Die Herrschaft der Gangs und das Scheitern des Westens

von Katja Maurer

Gangs, die das Nationalgefängnis stürmen und alle Inhaftierten befreien; Gangs, die die Rückkehr des Regierungschefs von einer Auslandsreise verhindern und ihn damit stürzen – die Nachrichten aus Haiti reißen nicht ab und gruseln das weltweite Publikum.