Ausgabe Dezember 2024

Propaganda und Disziplin: Die Macht des Xi Jinping

Xi Jinping trifft sich in Peking mit Raumfahrtwissenschaftlern und -ingenieuren, die an der Forschung und Entwicklung der Mondmission Chang’e 6 beteiligt waren, 23.9.2024 (IMAGO / Xinhua)

Bild: Xi Jinping trifft sich in Peking mit Raumfahrtwissenschaftlern und -ingenieuren, die an der Forschung und Entwicklung der Mondmission Chang’e 6 beteiligt waren, 23.9.2024 (IMAGO / Xinhua)

Das Jahrzehnt vor der Tiananmen-Tragödie 1989[1] stellt eine bemerkenswerte Periode in der Geschichte der Volksrepublik China dar. In den düsteren Jahren nach Mao Zedongs Tod 1976 kontrollierte die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) noch immer die meisten Aspekte des alltäglichen Lebens. Um zu heiraten, sich scheiden zu lassen, Kinder zu bekommen, den Arbeitsplatz zu wechseln oder zu reisen, musste man die Erlaubnis der Partei einholen. Einen ausländischen Freund zu haben, galt als verdächtig, und ein Date mit einem Ausländer war verboten.

Dann griffen Anfang der 1980er Jahre die Reformen von Deng Xiaoping, der 1978 die Macht übernommen hatte. In jedem Viertel entstanden Märkte, aufstrebende Unternehmer boten ein bis dahin unvorstellbares Sortiment an Waren an. Das Wirtschaftswachstum explodierte – allein 1984 wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 15 Prozent –, viele Chinesen wurden wohlhabender, einige sogar sehr reich. Mit der wirtschaftlichen Freiheit nahm auch die persönliche Autonomie zu. Zum ersten Mal seit Jahren blickten die Menschen hoffnungsvoll in die Zukunft. Die Folgen waren weitreichend: Zu Beginn der 1980er Jahre, schreibt Anne Stevenson-Yang in ihrem schmalen, aber fesselnden persönlichen Bericht über das chinesische Wirtschaftswunder, gab es weniger als 200 Zeitungen im Land.

»Blätter«-Ausgabe 12/2024

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

von Natalie Mayroth, Dil Afrose Jahan

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen. Daher ist es ein Warnsignal, dass dort ausgerechnet der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami gewann.

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.