Bild: Sitz des IOS, Altes Finanzamt, Landshuter Straße in Regensburg. © IOS/www.klauskurz.de
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und Chinas militärische Drohkulisse vor Taiwan – die Herausforderungen durch autoritäre Mächte nehmen zu. Unser Wissen über diese Regime, argumentieren die Historiker Martin Wagner und Sören Urbansky, hält damit jedoch nicht Schritt.
China und Russland rütteln an den Grundfesten unserer Ordnung – an der rechtsstaatlichen Demokratie ebenso wie am regelbasierten Gefüge der internationalen Gemeinschaft. Ihre Angriffe zielen auf einen gemeinsamen Gegner, trotz innerer Rivalitäten, trotz unterschiedlicher Entwürfe für die Welt von morgen. Dieser Bedrohung sind wir nicht gewachsen. Denn wir wissen zu wenig.
Zwar generieren deutsche Institutionen Erkenntnisse über beide Mächte, doch unsere gesamte Wissenslandschaft – in Forschung, Diplomatie und Nachrichtenwesen – unterliegt einer zweifach verzerrten Perspektive. China und Russland werden für sich genommen jeweils unzureichend untersucht und in ihren Wechselbeziehungen nahezu gar nicht. Anders formuliert: Unser Blick trennt, wo analytische Verknüpfung notwendig wäre.
Zweifellos ist die deutsche Expertise über Russland wie über China vielfältig, fachlich anspruchsvoll und mitunter international führend. Indes ist das Wissen über diese beiden Länder in der Summe thematisch selektiv, in seinem Zugang bilateral aus Deutschland gedacht und institutionell fragmentiert.