Ausgabe Dezember 2025

Revolution aus dem Netz: Aufstand der Gen Z in Marokko

Junge Menschen protestieren in Rabat für mehr soziale Gerechtigkeit und die Bekämpfung der Korruption, 3.10.2025 (IMAGO / Anadolu Agency)

Bild: Junge Menschen protestieren in Rabat für mehr soziale Gerechtigkeit und die Bekämpfung der Korruption, 3.10.2025 (IMAGO / Anadolu Agency)

Bis vor Kurzem war die Discord nur Gamer:innen ein Begriff. Seit die Proteste der marokkanischen „Gen Z 212“ und ihre Vorläufer in Madagaskar sowie in Nepal die Welt im Atem halten, gewinnt die Social Media-Plattform zunehmend an Aufmerksamkeit, schließlich war sie das entscheidende Erfolgsrezept für die Massenmobilisierung in diesen Ländern. Wie bereits während der Arabellion von 2010 bis 2012, die von Tunesien ausging und auch andere Länder der Region wie Ägypten und Marokko erfasste, spielen Soziale Medien heute wieder eine Schlüsselrolle für die Protestbewegung. 

In Marokko, wo Kritik am seit 1999 amtierenden König Mohammed VI. und an der Politik unerwünscht sind, bietet Discord genau die richtigen Zutaten für eine erfolgreiche Massenmobilisierung. Nutzer:innen müssen hier ihre Identität nicht preisgeben und können sich so vor Marokkos unerbittlichem Vorgehen gegen Protestierende schützen. Die Gen Z 212-Bewegung startete zunächst mit nur vier Menschen, heute hat deren gleichnamiger Discord-Server mittlerweile knapp 250 000 Mitglieder. Die marokkanische Polizei kenne sich mit Discord noch nicht aus, erklärt ein Mitbegründer den Erfolg der Bewegung[1], die hier seit Ende September auf die Straßen geht.

»Blätter«-Ausgabe 12/2025

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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