Ausgabe Oktober 2014

Die Radikalisierungsdynamik des Putinismus

Die Ukrainekrise markiert einen Epochenbruch in den internationalen Beziehungen. Keiner sah diesen kommen, und umso mehr benötigen wir nun eine Vorstellung von den Szenarien, auf die wir uns einzustellen haben. Die seit bald einem Jahr anhaltende Krise wirft Fragen nach den Triebkräften der Eskalation auf, vor allem aber nach den Grundannahmen der beteiligten Akteure und den mutmaßlichen Endzuständen. 

Denn trotz eines, ohnehin höchst fragilen, Waffenstillstands befinden sich Russland und die Ukraine weiterhin in einem heißen Krieg. Russische Söldner und pro-russische Milizen stehen ukrainischen Sicherheitskräften gegenüber, die erst den „Maidan“ niederschlagen sollten und nun mit Kombattanten des „Maidan“, die nie entwaffnet wurden, die russische Aggression abwehren. Die ostukrainische Zivilbevölkerung wird dazwischen systematisch zerrieben. Militärisch neu ist die unkonventionelle Kriegsführung Russlands, nämlich unterhalb der Schwelle massierter Invasion. Russland agiert auf mehreren Ebenen – mit nicht ausgewiesenen Spezialkräften, Waffenlieferungen, taktischen Kompromissen, Kriegspropaganda, Desinformation, Diversion, Sabotage und einem Wirtschaftskrieg. Die propagandistischen Einlassungen Russlands grenzen ans Absurde. In der Ukraine kämpfen demnach russische Freiwillige, die dort ihren Urlaub verbringen, aber zum Urlaub ins Nachbarland schweres Militärgerät mitnehmen.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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