Ausgabe Juli 2015

Von unten sieht man besser: Für einen linken Neubeginn

Die erste Halbzeit der Legislaturperiode ist bald zu Ende, doch von politischer Spannung kann keine Rede sein: In Berlin regiert eine Große Koalition, die unbeirrbar an ihren strikt wirtschaftsliberalen Politikmustern festhält – vor allem in Bezug auf Griechenland, aber auch mit Blick auf die Austerität im eigenen Land (Stichwort „Schwarze Null“). All das geschieht in relativer Ruhe und ohne dass die Regierung ernsthaft mit einer neuen gesellschaftlichen Kritik konfrontiert wäre.

Dabei schien noch vor wenigen Jahren öffentlicher Konsens darüber zu herrschen, dass die marktradikale Ideologie gescheitert sei und weitreichende gesellschaftspolitische Veränderungen auf der Tagesordnung stünden. „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“, gestand, stellvertretend für viele, FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher auf dem Höhepunkt der Finanzkrise.[1] Doch dieses Momentum ist heute offensichtlich vorbei.

Bereits bei der Bundestagswahl 2013 zeigte sich die Stärke des bürgerlichen Blocks. Dieser konnte die Wahl nur deshalb nicht klar gewinnen, weil sich die Stimmen von FDP und AfD egalisierten und so beide unter der Fünfprozenthürde blieben.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.