Ausgabe Oktober 2025

Neues aus der Klassengesellschaft

Nicole Mayer-Ahuja, Klassengesellschaft akut. Cover: Verlag CH Beck

Bild: Nicole Mayer-Ahuja, Klassengesellschaft akut. Cover: Verlag CH Beck

Dass die Gesellschaften des entwickelten Kapitalismus doch keine klassenlosen Gebilde sind, hat sich herumgesprochen. Über Jahrzehnte dominierte das Diktum der „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ des konservativen Sozialwissenschaftlers Helmut Schelsky den Blick auf die deutsche Gesellschaft. Heute ist davon kaum noch die Rede. Stattdessen richtet sich die Aufmerksamkeit auf die eklatante Ungleichverteilung von Einkommen, Vermögen und Lebenschancen. Doch die soziologische Durchdringung dieser Entwicklungen bleibt kontrovers. Wie lassen sich die dahinter verborgenen Dynamiken erfassen? Handelt es sich bei den gespaltenen Gesellschaften um traditionelle Klassengesellschaften oder dominieren neue Klassenspaltungen? Oder führt die klassenanalytische Herangehensweise auf eine falsche Fährte? Müssen die Entwicklungen mit einem anderen Analysebesteck bearbeitet werden?

Zu diesem Themenkomplex hat die Göttinger Soziologin Nicole Mayer-Ahuja bei C.H. Beck einen instruktiven Debattenbeitrag vorgelegt. Dabei hat sich die Autorin um eine gut lesbare und kompakte Darstellung dieses komplexen Themas bemüht – mit Erfolg. Auf gut 230 Textseiten (ergänzt um weitere 40 Seiten mit Anmerkungen und Literaturverzeichnis) präsentiert sie eine soziologisch gehaltvolle und zugleich griffige Abhandlung. Dass dabei auch relevante Facetten des Themas unthematisiert bleiben müssen, ist unvermeidlich und wird nicht verschwiegen.

»Blätter«-Ausgabe 10/2025

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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