Ausgabe November 2015

Die FPÖ nach Wien: Durchmarsch nur vertagt?

Wien bleibt rot – jedenfalls vorerst. So lautet das Ergebnis der mit Spannung erwarteten Wahl in der österreichischen Hauptstadt. Noch einmal konnte der seit 1994 amtierende Bürgermeister Michael Häupl, Urgestein und landesweit einflussreichster Kopf der sozialdemokratischen SPÖ, den starken Mann der rechtspopulistischen FPÖ, Heinz-Christian Strache, auf Distanz halten – allerdings mit kleiner werdendem Abstand, nämlich mit 39,5 gegenüber 30,7 Prozent.

Dabei sah es vor dem 11. Oktober lange nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus. Erstmals in der demokratischen Geschichte Wiens bestätigten alle Umfragen im Vorhinein ein Gleichauf jener Parteien, die beide für sich beanspruchen, die Stimme des kleinen Mannes zu sein – Sozialdemokraten und Freiheitliche.

Der Grund für die Spannung: Die Themen „Leistbares Wohnen“ und „Schaffung neuer Arbeitsplätze“ spielten bei den Wählern zwar durchaus eine Rolle. Überschattet wurde aber auch die Wahl in Wien von der sich immer weiter zuspitzenden Flüchtlingsdebatte. Hierbei verhält es sich in Österreich wie in vielen Ländern Europas: Das Thema polarisiert das Land und teilt seine Bevölkerung irgendwo zwischen Willkommenskultur, Fremdenhass und akuter Besorgnis, die bis tief in die bürgerliche Schicht reicht.

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema