Der Wind in Lateinamerika hat sich spürbar gedreht. Gleich mehrere Paukenschläge läuteten das Ende einer Epoche ein. In Venezuela mussten die regierenden Sozialisten bei der Parlamentswahl am 6. Dezember 2015 eine herbe Niederlage einstecken. Präsident Nicolás Maduro sieht sich jetzt einem konservativ dominierten Parlament gegenüber. Er ist damit ebenso angezählt wie seine brasilianische Kollegin Dilma Rousseff. Das kurz zuvor gegen sie angestrengte Amtsenthebungsverfahren hat zwar wenig Aussicht auf Erfolg, zeigt aber, wie dramatisch ihr Rückhalt geschwunden ist.[1] Das Ende des progressiven Zyklus liegt in der Luft.[2]
Den Anfang vom Ende markierten jedoch die Präsidentschaftwahlen in Argentinien vom 22. November. Folgerichtig rief der konservative Bewerber Mauricio Macri noch am Abend seines Wahlsieges eine neue Epoche aus. Er hatte sich bei der Stichwahl mit rund 51 Prozent knapp gegen Daniel Scioli von der regierenden Frente para la Victoria (Front für den Sieg, FPV) durchgesetzt – und damit eine Ära beendet: In den vergangenen zwölf Jahren hatte das Ehepaar Kirchner die argentinische Politik geprägt und dabei einen gemäßigten Linkskurs gefahren. Cristina Fernández de Kirchner übernahm das Amt 2007 von ihrem Mann Néstor und wurde 2011 erneut gewählt.