Ausgabe April 2017

Die Flüchtlingsrevolution oder: Die Wiederkehr des Politischen

Schenkt man den Medien Glauben, befindet sich Europa seit bald zwei Jahren in der „Flüchtlingskrise“. Dabei geht schon der Begriff an der Qualität und an der Dimension des Ereignisses vollkommen vorbei. Und genauso verhält es sich mit den Antworten auf diese „Krise“: Was gegenwärtig unter dem „Marshallplan für Afrika“ firmiert, ist nichts anderes als der Versuch, die ökonomische Dominanz des Nordens und Westens zu verteidigen.[1]

„Flüchtlingskrise“, dieses Wort unterstellt – fälschlicherweise – dass wir Europäer in der Krise stecken, weil einige hunderttausend Menschen, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft sind, es unter Einsatz ihres Lebens schaffen, zu uns zu kommen. Zudem insinuiert der Begriff noch etwas anderes: Krisen werden bewältigt, danach ist alles, wie es früher war.

Das aber wird nicht der Fall sein. Nichts spricht dafür, dass die globale und regionale Ungleichheit bald ausgeglichen sein werden, dass der Klimawandel aufgehalten und die mehr als ein Dutzend Kriege und erst recht nicht alle anderen bewaffneten Konflikte enden werden, die alle zusammen gegenwärtig immer mehr Menschen zu dem Entschluss treiben zu fliehen. Im Gegenteil: Es scheint, als nähmen all diese Faktoren unablässig zu.

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema