Ausgabe Dezember 2017

Harvey Weinstein oder das System sexualisierter Gewalt

Erneut sorgt eine Debatte über alltäglichen Sexismus und sexualisierte Gewalt für Aufsehen. Schon 2013 hatten Feministinnen mit dem Hashtag #aufschrei die verbalen und körperlichen Übergriffe von Männern skandalisiert. Und in Lateinamerika macht seit zwei Jahren die Kampagne #NiUnaMenos (Nicht eine weniger) auf die hohe Zahl an Frauenmorden aufmerksam.[1] Nun wird abermals über männliche Macht und Missbrauch gestritten – diesmal ausgehend von Hollywood.

Seit die Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey Anfang Oktober ihren detaillierten Bericht in der „New York Times“ veröffentlichten,[2] ist klar: Mit Harvey Weinstein hat einer der ganz großen Hollywood-Produzenten über Jahrzehnte hinweg vor allem junge Frauen entwürdigt. Es gefiel ihm, seine Macht, sein Geld und seinen Erfolg auf diese Weise zur Schau zu stellen: „Soll ich dich massieren oder willst du mir beim Duschen zusehen?“ Nein, das wollte die Schauspielerin Ashley Judd vor zwanzig Jahren genauso wenig wie all die anderen Angestellten, Assistentinnen und Schauspielerinnen, die in den nachfolgenden Jahren belästigt wurden. Doch wie der Situation entkommen, ohne die beginnende Karriere zu gefährden? In der Branche wussten viele von Weinsteins sexualisierter Gewalttätigkeit. Und in seiner Firma sprachen sich Kolleginnen ab, den Chef niemals alleine zu treffen. Es gab auch entsprechende Anklageschriften, E-Mails, Memos; die Gewalt des Patriarchen war gut dokumentiert.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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