Ausgabe Mai 2017

Tagträume der Gesellschaft

Piper Chapman, Tony Soprano und Walter White als Zeitdiagnostiker

Nicht nur weiße Polizeigewalt oder ein Tweet aus dem Trump Tower sorgen in den USA immer wieder für heftige Debatten über Rassismus – auch die Fernsehserie „Orange is the New Black“ löste bereits intensive Diskussionen aus. Wenn ab Juni die neuen Folgen auf dem Streamingdienst Netflix laufen, könnte die Debatte wieder aufflammen. Denn noch immer scheiden sich an deren vierter Staffel die Geister. Die Serie führt uns auf den Spuren von Piper Chapman, einer weißen, bisexuellen Frau aus der middle class, in ein Frauengefängnis im Bundesstaat New York. Zunächst wurde die Serie dafür gefeiert, dass sie einen Einblick in das komplexe Zusammenspiel von race, class und gender gewährt, das sicherte ihr ein junges, intellektuelles Publikum. Dann aber wurde in Internetforen und Online-Journalen der Vorwurf erhoben, die Macher von „Orange is the New Black“ würden neuerdings genau jene Ressentiments bedienen, die sie bisher strikt vermieden hatten. Obgleich hier Frauen im Zentrum der Erzählung stünden,[1] kehrten doch stereotype, bisweilen sogar rassistische Erzählmuster wieder, so die Kritik.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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