Ausgabe Oktober 2018

Schluss mit der Ungleichheit: Zehn Jahre Finanzkrise, Teil II

Zehn Jahre hält die Misere inzwischen an, die die Finanzkrise von 2008 ausgelöst hat. Für die Insider des Systems hat sich seither nichts geändert. Alle anderen aber sahen sich in eine elende Dekade versetzt, deren Not durch die Austeritätspolitik noch vergrößert wurde. Dabei ist festzuhalten, dass nicht irgendwelche Außenseiter, sondern anerkannte Makroökonomen ausdrücklich davon abgeraten hatten, einen Austeritätskurs einzuschlagen. Sie sagten voraus, dass er zu Stagnation oder zur Schrumpfung des BIP führen würde, was dann auch tatsächlich geschah. Dennoch setzten sich jene Politiker durch, die die Krise als politischen „Wendepunkt“ nutzen wollten – eine Parole, die ich erstmals 2009 im Privatgespräch mit einem Tory hörte, noch bevor der Öffentlichkeit dämmerte, was da auf sie zukam –, Politiker, die die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, öffentliche Haushalte zu beschneiden und den Staat „gesundzuschrumpfen“.

Austeritätspolitik belastet Arme viel stärker als Bessergestellte. Obendrein ist die Kategorie „Sparsamkeit“ ideologisch befrachtet, weil hier eine private Tugend in ein abstraktes Prinzip verfälscht wird, an dem sich die öffentliche Ausgabenpolitik auszurichten hätte.

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