Ausgabe Mai 2019

Demokratie als Sozialismus

Westdeutschland und die Ideen der ersten Stunde

Die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 und der nahezu vollkommene gesellschaftliche Zusammenbruch können als die politische Stunde Null der deutschen Geschichte angesehen werden. Nach einer Phase der Neubesinnung, die nur wenige Jahre über das Gründungsdatum der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949 hinausreichte, zogen die westdeutschen Politiker der ersten Stunde (Frauen waren kaum darunter) die Konsequenzen aus der Katastrophe des Nationalsozialismus. Doch welche Konzeptionen hatten die westdeutschen Politiker der ersten Stunde – die ostdeutschen verfügten diesbezüglich kaum über einen Spielraum – von dem neu zu gründenden deutschen Staatswesen, von Deutschlands politischer Zukunft?

Um es vorwegzunehmen: Unter dem entscheidenden, nämlich demokratietheoretischen Aspekt könnte der Abstand zwischen den damaligen Ideen und Forderungen und der heutigen Situation kaum größer sein. Denn das Demokratieverständnis der deutschen Politiker der ersten Stunde war aufs Engste mit der Kapitalismusfrage verknüpft – und dadurch mit grundsätzlichen Entscheidungen über die Wirtschaftsordnung. Das aber hatte und hat immense Auswirkungen auf die damals wie heute hoch brisante Frage nach den Voraussetzungen für gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.