Ausgabe November 2019

Sri Lanka: Nationalismus auf dem Vormarsch

Sri Lanka steht vor einer dramatischen Richtungsentscheidung. Bei den Präsidentschaftswahlen am 16. November könnte sich der südasiatische Inselstaat rasant weiter in Richtung Entdemokratisierung und populistischem Mehrheitsnationalismus bewegen. Denn zum Ende der aktuellen Legislaturperiode, die anfangs von großen Hoffnungen begleitet wurde, sind alte und neue Probleme (wieder) aufgetreten, die eine gesellschaftliche Spaltung entlang ethnischer und neuerdings auch religiöser Linien verstärkt haben.

Insbesondere die radikalislamischen Attentate vom Ostersonntag, bei denen in der Hauptstadt Colombo mehr als 250 Menschen in Kirchen und Hotels ermordet wurden, spielen ausgerechnet dem Kandidaten der Familiendynastie Rajapaksa in die Hände. Gerade die Rajapaksas mit ihrer rechtsnationalistischen Partei Sri Lanka Podujana Peramuna (SLPP) verfügen jedoch über das geringste Interesse an der Lösung der gesellschaftlichen Spannungen: Während der letzten Bürgerkriegsphase hatten sie viele wichtige Ämter inne und legitimierten mit einer reißerischen Anti-Terrorismus-Rhetorik die Militärintervention in den Gebieten der tamilischen Minderheit, die 2009 innerhalb weniger Monate 40 000 bis 70 000 Tote hinterließ – über zwei Drittel davon in von der Regierung ausgewiesenen No-Fire-Zones.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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