Als Vishwanath Pratap Singh vor einem Jahr Ministerpräsident Indiens wurde, war er mit vielen Vorschußlorbeeren versehen. Singh galt als unbestechlich, moralisch integer und trug den Ruf eines effizienten "Mr. Clean", den sein Vorgänger Rajiv Gandhi schnell verloren hatte. V.P. Singh war unter Gandhi Finanz- und Verteidigungsminister gewesen, wurde aber geschaßt, da er die Anti-Korruptions-Kampagne der Regierung gegen das indische Großkapital zu ernst genommen und mit Kritik an dem Waffendeal mit der schwedischen Firma Bofors (und der bundesdeutschen HDW), von deren Schmiergeldern offenbar auch die Führung der Kongreßpartei profitiert hatte, nicht hinter dem Berg gehalten hatte.
Doch war der Amtsantritt Singhs gleichzeitig mit einem großen Fragezeichen bezüglich der Stabilität seiner Regierung versehen. Die von ihm geführte Minderheitsregierung der "Nationalen Front" (NF) verfügte im Unterhaus nur über 144 der 545 Sitze, war also auf die Unterstützung der hinduchauvinistischen BJP (Bharatiya Janata Party) und der beiden kommunistischen Parteien angewiesen, um gegen die mit 192 Sitzen stärkste Oppositionspartei, den Kongreß, bestehen zu können. Hinzu kam die Heterogenität der NF, die ihren Zusammenhalt in erster Linie aus der Ablehnung Rajiv Gandhis bezog. Schon als es um die Wahl des Ministerpräsidenten ging, hatte sich V.P.