Kolumbien vor dem nationalen Dialog?
Nach dem erwarteten Wahlsieg von Cesar Gaviria Ende Mai lautet die große Frage, wie der neue Präsident Kolumbiens den gefährlichsten Staat der Welt in eine regierungsfähige Ordnung zurückführen will. Die Aussichten dafür stehen schlecht, und das nicht nur, weil dem künftigen Staatschef die Fähigkeit und der politische Wille zur Lösung des komplexen kolumbianischen Konflikts abgesprochen werden: unter dem scheidenden Präsidenten Virgilio Barco haben die Rechtsextremen und die Drogenmafia zusammen eine Machtposition erreicht, der nur durch eine entschiedene Politik mit aktiver Unterstützung der Bevölkerungsmehrheit entgegengetreten werden könnte. Vielleicht kann ein breiter nationaler Dialog im Rahmen einer neuen Verfassunggebenden Versammlung den Weg dahin ebnen.
Vormarsch der extremen Rechten
Der Wahlkampf für die Parlaments- und Kommunalwahlen am 11. März und die Präsidentschaftswahlen am 27. Mai bedeutete selbst für das Land der V i o l e n c i a, der Gewalttätigkeit, einen Rekord. Dutzende Kandidaten für das Amt eines Bürgermeisters oder eines Gemeinderates wurden ermordet. Der aussichtsreichste Präsidentschaftskandidat, Luis Carlos Galan von der Liberalen Partei, wurde im August 1989 bei einer Wahlveranstaltung erschossen - allem Anschein nach im Auftrag seines Erzfeindes Pablo Escobar vom Medellin-Drogenkartell.