Ergebnisse der Tarifrunde ´90
Nur wenige Tage vermochten die Industriegewerkschaft Metall, die inzwischen zur IG Medien formierte IG Druck und Papier und die RFFU sowie die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) die Öffentlichkeit im ersten Halbjahr 1990 für ihre tarifpolitischen Ziele zu interessieren. Die Forderung nach der 35-Stunden-Woche, die noch in den Arbeitskämpfen 1984 wie in der Tarifbewegung 1987 über Wochen die bundesdeutsche Gesellschaft polarisierte, erregte Debatten provozierte und letztlich für eine gesellschaftspolitische Alternative zum konservativen Zukunftsprojekt stand, ist zu einer kalkulierbaren Verhandlungsgröße geworden 1). Wer konnte nach mehrjährigem Konjunkturboom trotz Wochenarbeitszeitverkürzung (37Stunden-Woche) weiterhin glaubwürdig den Niedergang der bundesdeutschen Ökonomie beschwören, wen sollte der nachgeschobene Verweis auf die Gefahren des EG-Binnenmarktes 1992 angesichts jährlich wachsender Rekord-Außenhandelsüberschüsse der bundesdeutschen Industrie schrecken?
Das Tabu war im erbitterten Arbeitskampf 1984 gebrochen, der weitere Weg zur 35-StundenWoche in der Tarifbewegung 1987 irreversibel geöffnet worden.