Ausgabe November 1990

Barmherzigkeit ist nicht zu erwarten

Der Süden in der neuen Weltordnung

Die Geschichte ist zu komplex und die menschliche Gesellschaft zu vielfältig, als daß man sie mit einigen wenigen Pinselstrichen einfangen könnte.

Dennoch lassen sich Tendenzen ausmachen, wenn auch auf die Gefahr hin, viele Details und Abweichungen zu unterdrücken. Eine plausible Annahme ist, daß sich die Stellung der Dritten Welt in der "Neuen Weltordnung" nicht sehr von ihrer Stellung in der Vergangenheit unterscheiden wird. Allgemein gesprochen, können wir uns die Dritte Welt als das Herrschaftsgebiet des traditionellen westlichen Imperialismus vorstellen. Die bolschewistische Revolution schloß Rußland aus diesen Gebieten aus. Diese Tatsache bildete zusammen mit der Angst, "die Fäulnis könnte sich ausbreiten" (um in der Terminologie amerikanischer Planer zu bleiben), den Kern des Kalten Krieges, der sich zuspitzte, nachdem durch die Rote Armee von den Nazis befreite Gebiete ebenfalls unter sowjetische Tyrannei gerieten und eine Vorherrschaft des Westens dort ausgeschlossen war. Die Vereinigten Staaten gingen aus dem Zweiten Weltkrieg in einer Position der globalen Hegemonie hervor, die keine Parallele in der Geschichte hat.

Es ist nicht überraschend, daß sich die USFührungsschicht daran machte, eine Weltordnung zu errichten, die Staats- und Unternehmensinteressen entgegenkam.

November 1990

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