"Im Westen nichts Neues!" Mit diesen Worten könnte man nach den jüngsten offiziellen Äußerungen die französische Militärpolitik charakterisieren. Nicht nur, daß Staatspräsident Francois Mitterrand auf dem letzten NATO-Gipfel die Zustimmung zu den die künftige Nuklearstrategie betreffenden Passagen verweigerte. In einer Fernsehansprache anläßlich des 14. Juli, des französischen Revolutionsfeiertages, kündigte er auch noch die Serienanfertigung der neuen nuklearen Kurzstreckenrakete "Hades" an. Zugleich beschied er die Zuschauer, daß sich das Problem einer Reduktion des Rüstungshaushaltes für Frankreich gegenwärtig nicht stelle 1). Wie sind diese Äußerungen zu verstehen? Es ist nur wenige Jahre her, da überschlugen sich noch die zum Teil äußerst medienwirksam inszenierten Fortschritte in der deutsch-französischen Militärkooperation.
Doch hinter der vordergründigen Harmonie schwelten handfeste Interessengegensätze. Sie betrafen die von Paris immer mit Argusaugen beobachtete Entwicklung der "deutschen Angelegenheiten" und die Strategiefrage.