Die wirtschaftliche Lage Deutschlands ist stärker denn je geprägt von dem Gegensatz zwischen Westdeutschland und der ehemaligen DDR. Obwohl die beiden Teile seit der Währungsunion, also seit gut einem Jahr, als einheitlicher Wirtschaftsraum zu betrachten sind, ist eine zusammenfassende Darstellung der Gesamtsituation wegen der krassen Unterschiede kaum sinnvoll.
Daher konzentriert sich der Konjunkturüberblick zur Jahresmitte 1991 wie bislang auf die alte Bundesrepublik. Die Einflüsse Ostdeutschlands (dessen wirtschaftliche Lage zuletzt in "Blätter", 5/1991 dargestellt wurde) auf die westdeutsche Konjunktur werden wie Außeneinflüsse behandelt.
Trotz des derzeit im Mittelpunkt des Interesses stehenden wirtschaftlichen Zusammenhangs zwischen Ost- und Westdeutschland ist für die bundesdeutsche Konjunktur die weltwirtschaftliche Einbindung weiter dominierend. Die Konjunktur bei den wichtigsten Handelspartnern hat sich im ersten Halbjahr 1991 deutlich eingetrübt. In den USA und in Kanada hält die in der zweiten Jahreshälfte 1990 eingesetzte Rezession noch an. Wurde für 1990 noch eine Wachstumsrate des Bruttosozialprodukts von 1% gemeldet, so erwartet der Internationale Währungsfonds für 1991 ein "Nullwachstum" bzw. für Kanada einen leichten Produktionsrückgang.