Die modernen Massenmedien sind immer dann entstanden, wenn man sie brauchte. Das erste von ihnen, welches Bilder vom Leben und von der Welt fast unbegrenzt verbreitbar machte und zugleich mit dem Anspruch auftrat, wirklichkeitsgetreu und authentisch zu sein, war die Photographie. Kaum war sie entstanden, wurde sie eingesetzt, um für die Kolonialpolitik der großen europäischen Machte zu werben. Was in den fernen Ländern passierte, sollte so gezeigt werden, wie dies die ökonomischen Interessenorganisationen wollten: als g r o ß e s z i v i l i s a t o r i s c h e s W e r k.
Aber auch der Gegenpropaganda sollten die Photographien, deren Glaubwürdigkeit als dokumentarische Quellen bis heute im Grunde unangetastet geblieben ist, dazu dienen, die Greueltaten des jeweiligen Konkurrenten anprangern: Die englische Kolonialmacht, die sich, nachdem sie genug an ihm verdient hatte, um 1850 an die Spitze der Gegner des Sklavenhandels setzte, wies um ein Beispiel zu nennen - mit Hilfe von Photographien nach, wie grausam und menschenunwürdig der belgische König seine kongolesischen Privatuntertanen behandelte. Die ersten fernen Ereignisse, die den Bewohnern zuhause ausschließlich durch die "bewegten Bilder" des gerade fünf Jahre alten Filmmediums vermittelt wurden, waren der amerikanisch-spanische Krieg um Cuba 1898 und der Burenkrieg in Südafrika 18991902.