Jugendliche im Vereinigungsprozess
Das Bild, daß die Medien gegenwärtig über die Jugend Ostdeutschlands vermitteln, ist mehr oder weniger eindeutig. Zumindest für den äußeren Betrachter schien frühestens nach dem Bedeutungswandel der Leipziger Montagsdemonstration und allerspätestens seit den ersten offenkundigen Überfällen Jugendlicher auf ausländischer Mitbürger und Asylanten das Urteil klar zu sein. Gestiegene Gewaltakzeptanz, Autoritätsabhängigkeit und unüberhörbare Schlachtrufe aus dem rechtsradikalen Milieu bieten Hinweise darauf, wie es um die Jugend aus dem östlichen Teil Deutschlands bestellt ist. Gerechterweise, muß man hinzufügen, findet noch die bedrohliche Situation auf dem Ausbildungsmarkt Erwähnung.
Nun soll damit nicht in Abrede gestellt werden, daß wir es inzwischen in der Tat mit einer spürbaren Zunahme gewaltförmiger Auseinandersetzungen und mit einem rechtsextremistischen Sympathiepotential eines Teiles der Jugendlichen zu tun bekommen haben. Wenn allerdings einer ganzen Generation das Etikett rechtsradikal angeheftet und - wie im Falle einer unlängst fertiggestellten Untersuchungen - dies mit einer "überzogenen Einschätzung der Rolle der Deutschen in der Geschichte und der Haltung zu den Ausländern" 1) begründet wird, so können daraus unter der Hand Vorurteile bedient werden.