Ausgabe September 1991

Dossier Migration.

Ausmaß, Ursachen- und Chancen der Ost-West-Wanderungsbewegungen in Europa

Die Schlagzeilen und Metaphern sind inzwischen eingängig: Einwanderungswellen, Asylantenfluten, in denen Europa zu ertrinken droht, neue Völkerwanderungen, die uns überschwemmen. Sie haben in den letzten Monaten ein politisches Klima entstehen lassen, das der wachsenden Ausländerfeindlichkeit neue Nahrung gegeben hat.

Um so größer war dann die "Enttäuschung" in der veröffentlichten Meinung, als am Tage der Aufhebung der Visapflicht für Polen die Invasion nicht stattfand, die Berichte von der deutsch-polnischen Grenze mehr vom Aufmarsch einiger Neonazis als von zusammenbrechender Grenzabfertigung oder langen Schlangen vor Berliner AldiLäden und Elektronik-Shops geprägt waren.

Aber die zunehmende Ost-West-Migration ist Realität, auch wenn gegenüber den Zahlen, mit denen Hysterie verbreitet werden soll, Skepsis angemeldet werden muß: Weder die 20-30 Millionen Sowjetbürger, von denen für die Zeit nach dem Inkrafttreten des neuen Reisegesetzes am 1.1.1993 die Medien berichten, werden kommen, noch werden Millionen Polen in Deutschland auf Dauer arbeiten wollen.

September 1991

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